Die Jungen und die Alten

GEDICHTE

... aus längst vergangener Zeit  (© H. Deutsch)

1998: 

Die Jungen und die Alten

 

 

Wild und stürmisch aus eiligen Quellen

stürzen die Wasser der Jugend hervor.

Sie schäumen und drücken und öffnen das Tor,

um sich zu uns zu gesellen.

 

Sie rinnen und graben und halten nicht inne,

fordernd und drängend in stetigem Lauf.

Der Schwerkraft meist folgend und selten bergauf,

fordern den Geist und die Sinne.

 

Sie reißen und schwemmen, sie lecken und schaben,

den Widerstand schnell zu erweichen

und endlich ihr Ziel zu erreichen,

ihr eigenes Flussbett zu graben.

 

Doch bald wird es flacher das Bett und auch breit,

die stürmische Kraft will sich glätten,

In ruhigere Ufer sich betten,

die grün sind und friedlich und weit.

 

Wenn sie endlich den Ozean erreichen,

der Wellen Gehabe sich legt,

kein Sturm mehr, der über sie fegt.

Wie sie plötzlich den Vorderen gleichen!

 

Die ruhigen Gewässer, sie wollen

nun ruhen und rasten so gerne.

Vernehmen jedoch aus der Ferne

ein schaurig vertrauliches Grollen.

 

Wir können nicht kämpfen gegen Fortschritt und Zeit,

müssen uralten Regeln uns fügen,

Fahr´n davon in vergessenen Zügen,

fragt keiner wie lang und wie weit.