Unsere Welt

GEDICHTE

... aus längst vergangener Zeit  (© H. Deutsch)

1998: 

Unsere Welt

 

Menschen sind an vielen Orten

Zerfressen nur von Hass und Neid,

weil Güter, Macht und Geld sie horten

mit Gier und Rücksichtslosigkeit.

Bis dass der letzte Vorhang fällt:

- Alles das ist uns´re Welt.

 

     Menschen, die einander lieben,

     besinnungs- und bedingungslos,

     verfangen sich in ihren Trieben,

     die später oft bedeutungslos.

     Hoffen, dass die Liebe hält:

     - Alles das ist uns´re Welt.

 

     Der Liebe Früchte sind geborgen

     und umhegt von Mutterhand,

     dem Kinde gelten alle Sorgen.

     Schau, wie mit Herz sie und Verstand

     es liebevoll in Armen hält:

     - Alles das ist uns´re Welt.

 

Lautes Bersten, Häuser brennen!

Krieg und Asche, dunkles Sein!

Männer, die sich gar nicht kennen,

schlagen sich die Schädel ein.

Leben, an die Wand gestellt:

- Alles das ist uns´re Welt.

 

     Kämpfer gegen Sturm und Zeiten,

     unbequem und kreuz und quer,

     fest entschlossen auch zu streiten,

     selbst um den Preis verlor´ner Ehr´.

     Heut verachtet, morgen Held:

     - Alles das ist uns´re Welt.

 

     Freudenvoll durchzechte Nächte,

     Brot und Schinken, guter Wein.

     Liebe Freunde, derbe Knechte,

     lassen Menschen Menschen sein.

     Ein nettes Wort den Tag erhellt:

     - Alles das ist uns´re Welt.

 

Durch´s Leben mühen sich die Schafe,

voll Sorgen um den nächsten Tag.

Die Wölfe werden reich im Schlafe

und nähren sich vom Schafsertrag.

Stets geerntet, nie bestellt:

- Alles das ist uns´re Welt.

 

     Bienensummen, Vogeltöne,

     lauer Wind am Nachmittag.

     Uns´re bunte, üppig schöne

     Erde hat heut´ Feiertag!

     Ein Schmetterling kurz innehält:

     - Alles das ist uns´re Welt.

 

Noble Länder, reiche Staaten,

Lichter, Häuser, weiß und schön.

Es riecht nach Wärme, Wein und Braten,

derweil die Ärmsten sterben geh´n!

Zugesperrt und totgestellt:

- Alles das ist uns´re Welt.

 

     And´re Menschen, die verweilen,

     Hoffnung geben, Tag für Tag.

     Bestrebt die Rechte zu verteilen,

     so gut, wie dies gelingen mag.

     Allein der Himmel ist ihr Zelt:

     - Alles das ist uns´re Welt.

 

Der Himmel nur ist unser Zelt

auf dieser schaurig schönen Welt.